Auge oder nicht Auge

Spätabends am Halteplatz Kesselbrink, seinerzeit: ZOB( zentraler Omnibushalteplatz) in Bielefeld. Wie oft kurz vor Theaterschluss, sind die Taxen aufgereiht. Inzwischen bin ich an „Eins“, die Seitenfenster geöffnet. Schummriges Licht von trüben Laternen so zähe Nacht. Wankende Gestalten hasten vorbei. Ein männliches Wesen beugt sich vom zu mir “Nehmen Sie auch Männer mit Glasaugen mit?“ Ich halte es für einen dummen Spruch und reagiere mit: „Na ja, wenn es denn sein muss?“ Gleichzeitig greift der Mensch in sein Gesicht, Richtung linkes Auge und weist dann auf seiner Handfläche ein Glasauge vor. Das Gesicht vor mir verwandelt sich mit der leeren Augenhöhle in eine Fratze, wie ich sie zuletzt im Horrorfilm sah. Sehe ich das wirklich? Ich, vorsichtig; “wohin darf ich Sie mit oder ohne Auge fahren? Wie gut, dass ich noch beide habe, und die sind hellwach, vielleicht können wir das auf dem Wege zum Fahrziel testen? „Nach Halle. Kennen Sie das Kalkwerk „ —?“ Dollarzeichen blitzen von meinen Augen: “ Klar, kenne ich das, bin doch von Oldendorf!“ Er steigt zu und ich fahre bald auf der Bundesstraße 68 in Richtung Halle – Osnabrück. Er sitzt still und ohne weiteres reden auf dem Rücksitz. Ich fahre durch Halle, frage dann, vorsichtig: „ Wo am Kalkwerk wohnen Sie?“ „Fahren Sie einfach an der Straße am Kalkwerk ab, dann die Straße rauf, dort wohne ich im linken Block.“ Ich wage ob der strengen Ansage nicht, zu widersprechen. Gibt es, seit ich denken kann nur einen Steinbruch dort. Ich biege also ab, es ist dunkel, die Schatten der Bäume an der Allee und das Gebaren meines Fahrgastes ängstigen mich mehr denn je. An der nächsten Kehre leuchten Straßenlampen und es erscheinen wie aus dem Nichts rechts und links zwei Hochhäuser. Der Fahrgast zahlt und steigt grinsend aus. Im Licht der Beleuchtung sehe ich zwei intakte Augen aus seinem Gesicht leuchten. „Ich kann Sie beruhigen. Wie Sie sehen, fehlt mir nichts, und außerdem ist Fasching, falls Sie das vergessen haben. Danke für die Fahrt“ Puh, mir fällt ein: Klar, Rosenmontag und ich war schon mindestens 10 Jahre nicht mehr in der Ecke. Wie die Zeit vergeht und nicht stillsteht!

Eingereicht von Barbara Dölker – Freiburg im Breisgau –

(c) georg mouratidis 
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Hier meine Geschichte aus dem Taxi in Berlin:

Es waren harte Tage…das Seminar forderte einen ganz. Und am letzten Abend wurde gefeiert…ich liess meinen Wagen stehen und nahm ein Taxi…
Der nächste Morgen etwas verkatert…Taxi kommt…ich steige ein und sage mein Ziel. Nun – ich war die Strecke eine woche lang morgens und abends gefahrten…
Der Fahrer will nach links abbiegen…ich so: Nach rechts bitte…Er: Daher kenne ich den Weg aber nicht…Ich: Ich aber…Er: Dann führen…!
In drei Minuten waren wir da.
Er: Geht auch!
Ich: Nur so gehts!

Links rum wäre um eine halbe Stunde länger gewesen…wenn nicht mehr.

Der hat mich für blöd gehalten…und ihr wisst jetzt, was ich über Taxifahrerer in fremden Grosstädten denke 😉

Seither ist mein Navi immer an, wenn ich Taxis benutze!

Und wisst Ihr was? Allein dadurch hat sich mein Navi schon in die schwarzen Zahlen gearbeitet ;))

Also – Augen auf bei dieser Variante des Mobilseins.

Euer Jochen

Eingereicht von Jochen Canzer – Berlin

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Andere Länder …

Ich war mal wieder geschäftlich unterwegs. Per Flugzeug ging es von Hamburg nach Malta. Am Flughafen angekommen, es war bereits 23:40 Uhr, habe ich nach einem freien Taxi gesucht. Schnell habe ich erkannt, dass die Taxen dort „zentral“ organisiert sind und man am Schalter nach einem freien Taxi fragt, die Zieladresse angibt und auch gleich bezahlt. Mit einem Zettel (auf arabisch formuliert) geht es dann zum benannten Taxi. Das Taxi erkennt man anhand der Nummer.
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Ich fahre jetzt erst mal einkaufen!

Ich war, wie so oft in letzter Zeit, einkaufen, das ist nichts besonderes.
Dieses mal habe ich aber ganz besonders „zugelangt“!
Trotz „Hackenporsche“ nicht zu bewältigen, denn eine zusätzlich große
Tasche war ebenso prall gefüllt und vor allem schwer.
Es gibt ja TAXI’s
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Mal was anderes

Ein Taxi-Passagier tippt dem Fahrer auf die Schulter, um etwas zu fragen. Der Fahrer schreit laut auf, verliert die Kontrolle über den Wagen, verfehlt knapp einen entgegenkommenden Bus, schießt über den Gehsteig und kommt wenige Zentimeter vor einem Schaufenster zum stehen.

 Für ein paar Sekunden ist alles ruhig, dann schreit der Taxifahrer laut los: „Machen Sie das nie wieder! Sie haben mich ja zu Tode erschreckt!“

Der Fahrgast ist ganz baff und entschuldigt sich verwundert: „Ich konnte ja nicht wissen, dass Sie sich wegen eines Schultertippens dermaßen erschrecken.“

„Naja“, meint der Fahrer etwas ruhiger, „heute ist mein erster Tag als Taxifahrer. Die letzten 25 Jahre bin ich einen Leichenwagen gefahren.“

Geduld!

ACHTUNG: Diese Geschichte ist nicht von mir! Ich mach  mal eine Ausnahme und nehme sie hier mit auf.

Dies schrieb ein New Yorker Taxifahrer:

Ich wurde zu einer Adresse hinbestellt und wie gewöhnlich hupte ich als ich ankam. Doch kein Fahrgast erschien. Ich hupte erneut. Nichts. Noch einmal. Nichts. Meine Schicht war fast zu Ende, dies sollte meine letzte Fahrt sein. Es wäre leicht gewesen einfach wieder wegzufahren. Ich entschied mich jedoch dagegen, parkte den Wagen und ging zur Haustür. Kaum hatte ich geklopft, hörte ich eine alte gebrechliche Stimme sagen „Bitte, einen Augenblick noch!“
Durch die Tür hörte ich, dass offensichtlich etwas über den Hausboden geschleift wurde.

Es verging eine Weile bis sich endlich die Tür öffnete. Vor mir stand eine kleine alte Dame, bestimmt 90 Jahre alt. Sie trug ein mit Blümchen bedrucktes Kleid und einen dieser Pillbox Hütte mit Schleier, die man früher immer getragen hat. Ihre gesamte Erscheinung sah so aus, als wäre sie aus einem Film der 1940 Jahre entsprungen. In ihrer Hand hielt sie einen kleinen Nylon Koffer. Da die Tür offen war, konnte ich nun auch in die Wohnung spinksen. Die Wohnung sah aus als hätte hier über Jahre niemand mehr gelebt. Alle Möbel waren mit Tüchern abgedeckt. Die Wände waren völlig leer – keine Uhren hingen dort. Die Wohnung war fast komplett leer – kein Nippes, kein Geschirr auf der Spüle, nur hinten der Ecke sah ich etwas. Einen Karton, der wohl mit Photos und irgendwelchen Glas-Skulpturen bepackt war.

„Bitte, junger Mann, tragen sie mir meinen Koffer zum Wagen?“ sagte sie. Ich nahm den Koffer und packte ihn in den Kofferraum. Ich ging zurück zur alten Dame um ihr beim Gang zum Auto ein wenig zu helfen. Sie nahm meinen Arm und wir gingen gemeinsam in Richtung Bürgersteig, zum Auto.

Sie bedankte sich für meine Hilfsbereitschaft.
„Es sei nicht Rede wert“ antwortete ich ihr, „Ich behandle meine Fahrgäste schlicht genauso, wie ich auch meine Mutter behandeln würde!“
„Oh, sie sind wirklich ein vorbildlicher junger Mann.“ erwiderte sie.

Als die Dame in meinem Taxi platzt genommen hatte gab sie mir die Zieladresse, gefolgt von der Frage, ob wir denn nicht durch die Innenstadt fahren könnten.
„Nun, das ist aber nicht der kürzeste Weg, eigentlich sogar ein erheblicher Umweg.“gab ich zu bedenken.
„Oh, ich habe nichts dagegen „, sagte sie. „Ich bin nicht in Eile. Ich bin auf dem Weg in ein Hospiz.“
„Ein Hospiz?“ schoss es mir durch den Kopf. Scheiße, Mann! Dort werden doch sterbenskranke Menschen versorgt und beim Sterben begleitet. Ich schaute in den Rückspiegel, schaute mir die Dame noch einmal an.

„Ich hinterlasse keine Familie“ fuhr sie mit sanfter Stimme fort. „Der Arzt sagt, ich habe nicht mehr sehr lange.“
Ich schaltete das Taxameter aus. „Welchen Weg soll ich nehmen?“ fragte ich.
Für die nächsten zwei Stunden fuhren wir einfach durch die Stadt. Sie zeigte mir das Hotel, indem sie einst an der Rezeption gearbeitet hatte. Wir fuhren zu den unterschiedlichsten Orten. Sie zeigte das Haus indem sie und ihr verstorbener Mann gelebt hatten als sie noch „ein junges, wildes Paar“ waren. Sie zeigte mir ein modernes neues Möbelhaus, dass früher „ein angesagter Schuppen“ zum Tanzen war. Als junges Mädchen habe sie dort oft das Tanzbein geschwungen.

An manchen Gebäuden und Straßen bat sie mich besonders langsam zu fahren. Sie sagte dann nichts. Sie schaute dann einfach nur aus dem Fenster und schien mit ihren Gedanken noch einmal auf eine Reise zu gehen. Hinter dem Horizont kamen die ersten Sonnenstrahlen. Waren wir tatsächlich die ganze Nacht durch die Stadt gefahren?
„Ich bin müde“ sagte die alte Dame plötzlich. „Jetzt können wir zu meinem Ziel fahren“

Schweigend fuhren wir zur Adresse, die sie mir am Abend gegeben hatte. Das Hospiz hatte ich mir viel größer vorgestellt. Mit seiner Mini-Einfahrt wirkte es eher wie ein kleines freundliches Ferienhaus. Jedoch stürmte kein kaufwütiger Makler aus dem Gebäude sondern zwei eilende Sanitäter die, kaum hatte ich den Wagen angehalten, die Fahrgasttüre öffneten. Sie schienen sehr besorgt.
Sie mussten schon sehr lange auf die Dame gewartet haben.

Und während die alte Dame im Rollstuhl platz nahm, trug ich ihren Koffer zum Eingang des Hospiz.
„Wie viel bekommen sie von mir für die Fahrt?“ fragte sie, während sie in ihrer Handtasche kramte.
„Nichts“, sagte ich,
„Sie müssen doch ihren Lebensunterhalt verdienen«, antwortete sie.
„Es gibt noch andere Passagiere“ erwiderte ich mit einem Lächeln.
Und ohne lange drüber nachzudenken, umarmte ich sie. Sie hielt mich ganz fest an sich.
„Sie haben einer alten Frau auf ihren letzten Meter noch ein klein wenig Freude und Glück geschenkt. Danke“ sagte sie mit glasigen Augen zu mir.
Ich drückte ihre Hand, und ging ging dem trüben Sonnenaufgang entgegen … Hinter mir schloss sich die Tür des Hospiz. Es klang für mich wie der Abschluss eines Lebens.

Meine nächste Schicht hätte jetzt beginnen sollen, doch ich nahm keine neuen Fahrgäste an. Ich fuhr einfach ziellos durch die Straßen – völlig versunken in meinen Gedanken. Ich wollte weder reden, noch jemanden sehen. Was wäre gewesen, wenn die Frau an einen unfreundlichen und mies gelaunten Fahrer geraten wäre, der nur schnell seine Schicht hätte beenden wollen. Was wäre, wenn ich die Fahrt nicht angenommen hätte. Was wäre, wenn ich nach dem ersten Hupen einfach weggefahren wäre?

Wenn ich an diese Fahrt zurück denke, glaube ich dass ich noch niemals etwas Wichtigeres im Leben getan habe.
In unserem hektischen Leben, legten wir besonders viel wert auf die großen, bombastischen Momente. Größer. Schneller. Weiter.
Dabei sind es doch die kleinen Momente, die kleinen Gesten die im Leben wirklich etwas zählen.
Für diese kleinen und schönen Momente sollten wir uns wieder Zeit nehmen. Wir sollten wieder Geduld haben – und nicht sofort hupen – dann sehen wir sie auch.

(Aus dem Englischen übersetzt von Markus Brandl)